Covid-19 und andere Pandemien
Was macht eine Pandemie mit uns! Ganz plötzlich ist das ganze Leben verändert. Erst Verwunderung, Angst, dann viele Fragen und wenige Antworten. Nichts ist mehr “normal”. Wir verfolgen Zahlen. Immer schlechter, dann eine Art Stillstand, schließlich etwas besser. Entwarnung? Nein, Öffnung nach außen. Neue Fragen: wie geht es weiter?
Wenn man Neues erlebt, hilft oft, Altes zu suchen. Geschichte, Erfahrungen. Vielleicht eine gesellschaftspolitische Botschaft? Gab es so etwas denn schon einmal? Ja, oft genug! Millionen starben an Pandemien; vielleicht unkontrollierter, schicksalhafter. Auch noch im 20. Jahrhundert durch die “Spanische Grippe”.
Dr. Robot – ersetzt Technik die Ärzte?
Kein Tag, an dem nicht zu lesen ist, dass irgendeine neue Software “besser” war als Fachärzte. Symptom Checkers und automatisierte Bilderkennungsverfahren können tatsächlich schneller und in Bezug auf statistische Gegebenheiten “besser” als Ärzte aus vielen Mosaiksteinchen ein Bild erstellen. Hilfreich? Auf jeden Fall. Für wen aber: nicht direkt für die Patienten, sondern für die Ärzte, die dann erst darüber reflektieren und mit den Patienten eine Entscheidung treffen müssen.
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Natürlich=gut, künstlich=schlecht?
Zwei Nachrichten gab es in den letzten Tagen, die viele Menschen stark verunsichert haben, betreffen sie doch unsere Gesundheit: „Staatsanwaltschaft ermittelt in einem Todesfall mit Iberogast” und “Produkt-Rückruf: Todesgefahr durch Blausäure in einem Gewürz”. Im ersten Fall geht es um Schöllkraut, seit langem bekannt in der Pflanzenheilkunde zur Linderung bei Magen-Darmbeschwerden, im zweiten um Aprikosenkerne, die einem Himalayasalz zugefügt wurden. Auf den ersten Blick sind die Fälle nicht vergleichbar: im ersten handelt es sich um ein zugelassenes pflanzliches Arzneimittel, im zweiten um ein Nahrungsmittel, welches verändert wurde. Dennoch gibt es viele Gemeinsamkeiten, die letztlich die alte Frage berühren, ob etwas ein Heilmittel oder ein Gift ist. …mehr lesen
Ich, Wir und die Anderen
Erst gegen Ende des 2. Lebensjahres erkennt ein Kind sich selbst im Spiegel, noch später sagt es “Ich“, was immer das heißt; denn was dieses ICH eigentlich ist, darüber herrscht Philosophenstreit seit der Antike, neuerdings aufgeflammt im Lichte der Neurowissenschaften*. Jedenfalls wird das Kind sich seiner selbst bewusst – Selbstbewusstsein im Sinne von “Bewusstsein von Bewusstsein”, nicht im oft gebrauchten Sinne von “Selbstvertrauen“ – und kann das endlich ausdrücken im Wort “Ich“.
Damit verbunden ist die erste Abgrenzung, das Wort “Du“. Der Mensch ist von Anfang an ja nicht allein, sondern in irgendeiner Form auf seine Umwelt bezogen. Die enge körperliche Verbindung des Kindes mit der Mutter wird bei der Geburt getrennt. Dann steht es ein Leben lang in einer Beziehung zu Anderen, nimmt kulturelle Einflüsse und soziale Verhaltensweisen in sich auf. Die Identität, so der Psychoanalytiker Erik Erikson, hängt von diesen Erfahrungen ab. Oder, nach Habermas in einem Satz vereinfacht ausgedrückt: Das, was man Identität nennt, ist nur gemeinsam mit anderen Menschen auszubilden. Das sagte übrigens auch schon der deutsche Philosoph Fichte vor 200 Jahren, dass nämlich der Mensch nur unter Menschen ein solcher wird, und ebenso alt ist Hegels Gedanke, dass die Wahrnehmung des Selbst mit der Abgrenzung zum Anderen verknüpft ist.
Umweltethik. Mensch und Verantwortung
Ein schönes Bild! Der Mensch als Baumkrone, ganz oben, das höchste Wesen, und unter ihm alle Verzweigungen, die ganze Natur. Ein eindrucksvolles, ein beliebtes Bild – aber es stimmt nicht. Es dürfte nicht die letzte der Kränkungen sein, die der Mensch erleiden musste! Nach der von Kopernikus, dass sich nicht das Weltall um seine Erde dreht, dieser von Darwin, dass es eine Evolution gibt, schließlich der von Freud, die ihm den Titel “Herr im eigenen Haus” fortnahm, steht jetzt die Künstliche Intelligenz vor seiner Tür. Sicher muss man nicht die einseitige Wahrnehmung des ( Arztes!) Gottfried Benn haben, der in der Strophe “Die Krone der Schöpfung” seines Gedichts “Der Arzt” gar nichts mehr übrig lässt von dem Menschen als (auch) “höheres” Wesen, aber einem Satz zumindest aus diesem Gedicht dürften sich Menschen heute oft nahe fühlen: “Meint Ihr, um solch Geknolle wuchs die Erde von Sonne bis zum Mond?” …mehr lesen
Ute Altanis-Protzer
Dr. med., M.A.
Ärztin, Medizinethikerin, Literaturwissenschaftlerin und Autorin